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Ausbildung am Gericht

Es gibt mehrere Wege, am Gericht eine Ausbildung zu machen. Wo liegen die Unterschiede?

Am Gericht hat man es nicht nur mit Vorschriften und Regeln zu tun, es geht vor allem um komplexe menschliche Biografien. FOTO PIXABAY

Wer mit einem Gericht zu tun hat, steckt oft in Schwierigkeiten. Für Justizfachangestellte und -sekretäre gilt dies aber nicht: Sie organisieren und verwalten die Akten und Briefe, damit bei Gerichtsverfahren immer alles mit rechten Dingen zugeht.Franziska Mas Marques ist in ihrem zweiten Ausbildungsjahr als Justizsekretärin in Berlin und beschreibt die Geschäftsstelle der Staatsanwaltschaft in Moabit als „das Herz des guten Rechts“. Dort wird Hand in Hand gearbeitet: Briefe von Anwältinnen, Verfügungen von Richtern, alles muss geordnet verfahren. Die Auszubildende arbeitet Richtern zu, schreibt Verhandlungsprotokolle und berechnet Fristen.    


Die Ausbildung zur Justizsekretärin ist jedoch nicht die einzige am Gericht. Es gibt auch den Beruf des Justizfachangestellten. Die Inhalte ähneln sich zwar, es gibt aber Unterschiede zwischen den beiden Wegen. Interessierte müssen sich oft erstmal einen Überblick verschaffen, was überhaupt möglich ist: Nicht in jedem Bundesland werden immer beide Ausbildungen angeboten, mancherorts dauert die Ausbildung 2,5 Jahre, anderswo drei Jahre.

Von Zivilprozess bis Oberlandesgericht

Franziska Mas Marques ist zum Beispiel schon während ihrer Ausbildung Beamtin auf Widerruf, während Justizfachangestellte nicht verbeamtet werden. Sie können dann zum Beispiel von Notarinnen oder Anwälten „abgeworben“ werden und damit in die freie Wirtschaft wechseln. Sie sind damit weniger an die Gerichte gebunden als Justizsekretäre.

Aber selbst wenn man bei Gericht bleibt, geht es beim Zivilprozess zu Verkehrsunfällen doch ganz anders zu als beim Oberlandesgericht, wo grundsätzlichere Fragen verhandelt werden. „Das Schöne ist, man ist gar nicht so festgelegt“, sagt Uta Wessel, Berufsschullehrerin für Justizfachangestellte an der Kaufmännischen Schule Stuttgart-Nord. Ob mit mehr Aufregung am Strafgericht oder schön übersichtlich auf dem Grundbuchamt: Je nach Vorliebe können die Nachwuchskräfte wählen. Franziska Mas Marques lernt als Justizsekretäranwärterin alle sechs Wochen die Arbeit in einer neuen Abteilung kennen. Wie liest man Verfügungen und setzt sie um? Wie führt man in einer Gerichtssitzung Protokoll? Welche Fristen müssen in diesem Fall beachtet werden?

Hinter jeder Akte steht ein persönliche Geschichte

Am Gericht hat man es aber nicht nur mit Vorschriften und Regeln zu tun, es geht vor allem um komplexe menschliche Biografien. „Manchmal berühren einen die Fälle auch persönlich“, sagt Mas Marques. Denn jede noch so unscheinbare Akte erzählt eine Geschichte. „Dann nimmt man die Arbeit auch schon mal gedanklich mit nach Hause.“

Von Justizsekretärsanwärtern wird im mehrstufigen Auswahlverfahren einiges verlangt. Manche fallen schon bei der Bewerbung über die zentrale Plattform heraus, andere beim zweiten Test, der kognitiv-intellektuelle sowie soziale und sprachliche Fähigkeiten erfasst. „Am Deutschtest mit dem Lückendiktat scheitern leider viele“, so Nikolai Zacharias, richterlicher Dezernent des Referats Aus- und Fortbildungen beim Präsidenten des Berliner Kammergerichts.

Im Alltag aber muss der Umgang mit juristischen Texten problemlos von der Hand gehen. Wenn die Justizfachangestellten oder -sekretäre im Auftrag von Richtern etwa Urteile erstellen und diese rechtskräftig werden, sind sie dafür verantwortlich, dass keine Fehler passieren.

Kompetente Hilfe am Gericht

Wer Ratsuchenden Auskunft geben soll, muss auch kompetent, freundlich und hilfsbereit sein.

„Menschen, die mit einem Gericht zu tun haben, sind häufig verunsichert und überfordert von dem Prozedere“, betont Berufsschullehrerin Wessel. Neben Datenschutz beim elektronischen Rechtsverkehr werden daher künftig auch interkulturelle Kompetenzen und eine serviceorientierte Kommunikation zunehmend wichtig, wie Martin Elsner vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) erklärt.

„Für mich hat sich im Laufe der Ausbildung viel sortiert“, sagt Franziska Mas Marques.

Vorher habe sie Gerichtsurteile oft nicht nachvollziehen können, aber nun verstehe sie die Entscheidungen, auch weil sie die einzelnen Verfahrensschritte kennengelernt hat - und damit diese überhaupt gemacht werden, kommt sie jeden Tag zur Arbeit. dpa