Mit knapp 800 Mitgliedern gehört der Heimatverein zu den größten Vereinen in Marl. Kein Wunder also, dass sich Stefan Jansen vor seinem Antritt als Vorsitzender so einige Gedanken gemacht hat. „Ich hatte durchaus ein oder zwei schlaflose Nächte. Aber dann dachte ich mir, warum nicht?“, sagt der Alt-Marler rückblickend. Im Februar war sein Amtsantritt bereits ein Jahr her. Seitdem hat Stefan Jansen einiges erlebt, noch viel mehr ist für dieses Jahr geplant.
Museum, Villa, Kirche
Der 45-jährige Stefan Jansen trat die Nachfolge von Hubert-Schulte Kemper an, der den Verein viele Jahre lang geführt hat. Zum Heimatverein gehören mehrere Einrichtungen: das Heimatmuseum und die Scherersche Villa am Volkspark, das Kulturzentrum Erlöserkirche an der Schachtstraße, das Museum am Erzschacht in Drewer (Am Wetterschacht), der Mühlenturm an der Hochstraße sowie das Europäische Friedenshaus an der Kampstraße. Letztgenanntes Gebäude soll in diesem Jahr neu eingerichtet und für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden.
Beim Europäischen Friedenshaus handelt es sich um eine ehemalige Kapelle, die 1969 ebenso wie der angeschlossene Friedhof stillgelegt wurde. In den 30 Jahren danach verkam das Haus zur Ruine. Dann sprang der Heimatverein zur Rettung ein. Die 2008 durch die ehrenamtliche Handwerker-Truppe „Marler Mauerspechte“ begonnene Sanierung endete 2009 mit der Neueröffnung als Veranstaltungsort. Neun Mauerspechte“ werden beim Neujahrsempfang nachträglich für ihr großes Engagement geehrt.
Ein Ort zum Heiraten?
Wenn es nach den Wünschen von Stefan Jansen geht, wird das Europäische Friedenshaus kurzfristig zu einem Ort, an dem nicht nur kleinere Kulturveranstaltungen und Geburtstagsfeiern stattfinden können, sondern auch Hochzeiten. „Ich habe das bereits dem Bürgermeister angeboten“, sagt Stefan Jansen. Tatsächlich erinnert der Raum im Obergeschoss an die Kornkammer der Loemühle, in der sich Paare jahrzehntelang das Ja-Wort gaben.
Einen Synergieeffekt erhofft sich Jansen auch vom Bau des Kulturzentrums Marschall 66 und von der Rathaussanierung. Denn: Das Friedenshaus liegt zwischen diesen beiden markanten Punkten im Stadtkern. „Viele Marler kennen das Haus gar nicht“, meint Stefan Jansen.
Vermutlich noch nicht allen bekannt sind auch die 14 Mitglieder, die künftig bei der Leitung des Vereins mithelfen. Sie sollen beim Neujahrsempfang vorgestellt werden. Stefan Jansen spricht von einem Führungs- und Generationswechsel, der den Vorstand deutlich verjüngt. Der Verein soll zeitgemäßer organisiert werden. Das bedeutet auch, dass allen Objekten des Vereins eigenständige Teams zugeordnet werden, die sich um die Belange kümmern. Durch die Neustrukturierung ist vorgesehen, dass die Teams für die Bewirtschaftung der Objekte verantwortlich sind. „Wir haben ja Kosten für Gas, Strom, Grundsteuer und mehr“, so Jansen. Mit anderen Worten: Der Unterhalt der Gebäude muss finanziert werden.
Partyraum zu vermieten
Übrigens vermietet der Verein das Friedenshaus auch für Veranstaltungen. Möglich sind beispielsweise Silberhochzeiten und sonstige Jubiläen. Die Kosten betragen 140 Euro für das Haus plus 60 Euro für die Endreinigung. Ausgeschlossen sind allerdings Junggesellenabschiede. Ansonsten ist das Nutzungsspektrum weit gefächert. Im Lauf des Jahres soll noch die Inneneinrichtung erneuert werden.
Nach einem Jahr im Amt ist Stefan Jansen jedenfalls entspannter geworden, was seine Tätigkeit als Vereinsvorsitzender betrifft. Als Marler Junge macht er diese Arbeit aber sehr gerne. „Ich mag die Stadt und ihre Geschichte und könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben.“ Außerdem liebt Stefan Jansen das Ruhrgebiet: „Der Menschenschlag ist einfach toll.“