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Second-Hand-Kaufhaus von werkstatt brassert in Marl fertig umgebaut

Wo sonst bekommt man das Jackett eines französischen Modeschöpfers für 4 Euro? Die werkstatt brassert präsentiert ihr frisch saniertes Second-Hand-Kaufhaus.

Die werkstatt brassert hat ihr Kaufhaus an der Lassallestraße umgebaut. Geschäftsführerin Alexandra Richter präsentiert die neuen Räume. FOTO HEINZ-PETER MOHR

Die Wände sind frisch gestrichen, die Kunden gehen über einen blank geputzten Fußboden. Das renovierte Sozial- und Second-Hand-Kaufhaus der werkstatt brassert lädt zum Stöbern ein. Dunkle Brauntöne sieht man kaum noch. Wir wollen, dass sich die Kunden wohl fühlen und in einem hellen, freundlichen Haus einkaufen“, sagt Alexandra Richter (33). Die Psychologin und Sozialarbeiterin sorgt seit drei Jahren als Geschäftsführerin der werkstatt für neue Standards.

Unter ihrer Regie schloss sich die Beschäftigungsgesellschaft dem Dachverband ReUse an. Er vertritt die Interessen der deutschen Second-Hand-Kaufhäuser, gibt ihnen eine einheitliche Stimme und stärkt die öffentliche Wahrnehmung der wachsenden Second-Hand-Branche. Deren Umsätze gehen in die Milliarden. Besonders wichtig: Gebrauchtwarenhäuser helfen, Müll zu vermeiden.

Viele Marler spenden ihre Kleidung, Möbel, Bücher, DVDs, Elektrogeräte oder ihr Geschirr der werkstatt brassert. So werden Waren nicht weggeworfen, sondern für wenig Geld an Menschen verkauft, die sich keinen Luxus leisten können oder wollen. Bis zu 400 Besucher täglich finden auf 1700 m² Verkaufsfläche jede Menge Schnäppchen: DVDs für 1 Euro, jeweils 30 CDs oder Bücher für nur 5 Euro.

Die gebrauchte Kleidung sammeln der Mitarbeiterinnen Beschäftigungsinitiative aus 34 Containern im Stadtgebiet ein. Oft leeren sie zweimal pro Woche, berichtet Angela Borgstedt, technische Leiterin des Kaufhauses: „Damit nicht lebt, was drin ist. Leider werfen die Leute auch Obst und Gemüse in die Altkleider-Container. Oder ein Bügelbrett, das wir zersägen mussten.“ Abgenommen hat bedauerlicherweise die Qualität. Immer mehr Billig- und Wegwerfware aus China oder Hongkong landet zwischen den Klamotten.

Neu rund ums Kaufhaus ist ein Stellplatz für Autofahrer mit Behinderung und ein Fahrradparkplatz. Für Transporte schaffte die werkstatt ein Elektroauto an.

Alle haben bei der Renovierung des Kaufhauses mit angepackt. Die werkstatt brassert beschäftigt 20 feste Kräfte sowie 32 schwer vermittelbare Menschen in Arbeitsgelegenheiten. Pädagogische Begleiter versuchen, sie an den ersten oder zweiten Arbeitsmarkt heranzuführen und helfen, den Tagen eine Struktur zu geben. „Menschen ihren Ängsten oder ihrem Elend zu überlassen, kostet mehr Geld“, betont Heike Strototte, Geschäftsfeldleiterin der Diakonie für Arbeit und Qualifizierung.

Öffnungszeiten

■ Das Sozialkaufhaus in der Lassallestraße 13 ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
■ Wer Möbelspenden anbieten und abholen lassen will, erreicht die werkstatt unter der Rufnummer 02365 97300.

Von Heinz-Peter Mohr