Das Marien-Hospital Marl baut seine Leuchtturmfunktion und Ausstattung aus.
Staffelübergabe in der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Marler Marien-Hospital: Nach mehr als zwei Jahrzehnten Chefarzttätigkeit hat sich PD Dr. Klaus-Peter Riesener in den Ruhestand verabschiedet. Seit Mitte August leitet nun der 43-jährige Dr. Mark Banysch die Klinik, die Riesener zuvor mit viel Herzblut auf- und ausgebaut hat. Unter seiner Federführung konnte sich die Viszeralchirurgie als Abteilungsschwerpunkt etablieren und so als medizinischer Leuchtturm positionieren. Dr. Banysch ist für diese Position ein erfahrener Nachfolger, mit dem wir über seine ersten Erfahrungen in der neuen Stellung gesprochen haben.
Herr Dr. Banysch, wie sind Sie in Marl aufgenommen worden, wie waren der Empfang und die ersten Wochen?
Ich bin von allen, wirklich allen Seiten sehr positiv aufgenommen worden, durfte ganz viele Dinge und Abläufe im Krankenhaus in Ruhe kennenlernen und habe nicht ein einziges Mal gehört: ,,Das haben wir schon immer so gemacht" oder: „Das haben wir noch nie so gehandhabt". Eindeutig ein Qualitätsmerkmal. Jeder hier ist bereit, Neues zu wagen.
War das im Vorfeld absehbar und vielleicht auch der Grund, weshalb Sie sich für Marl entschieden haben?
Ich habe mich für das Marien-Hospital entschieden, weil das Krankenhaus bereits sehr zukunftsorientiert aufgestellt war. Zur Erklärung: Die Politik gibt zum einen den strukturellen Rahmen vor und zum anderen im jeweiligen Schwerpunkt wie in der Viszeralchirurgie auch Mindestmengen bei Eingriffen. Diese fortschrittlichen Strukturen gab es in Marl bereits. Dr. Riesener hat die Viszeralchirurgie nicht nur als Schwerpunkt der Abteilung aufgebaut, er hat auch neue Operationsmethoden sowie wöchentliche Tumorkonferenzen eingeführt. 2009 wurde die Abteilung als eines der ersten Darmzentren im Kreis Recklinghausen von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. Und mit der Ausstattung modernster OP-Räume sowie dem neuesten technischen Equipment brauchte er sich mit seiner Abteilung nicht vor Universitätskliniken zu verstecken.
Und noch etwas: Im gesamten Team herrscht eine hohe Expertise und sehr viel Routine, was den Patienten natürlich zu Gute kommt. Eine tolle Ausstattung und eine starke Abteilung bieten die Basis, die Klinik weiterzuführen und auf das nächste Level zu bringen.
Welche Strategie verfolgen Sie nach Dr. Riesener, wie ist Ihre Handschrift?
Ich möchte die minimalinvasive Chirurgie, die Tumorchirurgie und auch den Bereich der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED), wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn, die einer sehr diffizilen Chirurgie bedürfen, KKRN-übergreifend in allen vier Häusern vorantreiben. Dies lässt sich nur mit einer hochkomplexen Intensivmedizin - der Terminus heißt wirklich so - stemmen, und die haben wir hier im Marien-Hospital. Die sehr gute Intensivpflege wird dabei übrigens politisch gewollt sehr genau überprüft und weist hier im Marien-Hospital ebenfalls sehr gute Qualität auf.
Auch möchte ich den bereits guten Austausch mit den niedergelassenen Hausärzten und Gastroenterologen noch weiter verbessern.
Bereits etablierte OP-Verfahren etwa mit da Vinci Xi, der neuesten Generation eines OP-Roboters, möchte ich fortsetzen, aber auch zusätzlich innovative Behandlungen einführen.
Zum Beispiel? Da Vinci ist ja nur eine Option, sagen Sie. Was geht außerdem?
Da Vinci ist in der Dickdarm- und Enddarmchirurgie bei uns beispielsweise längst Standard. Mit der neuesten Generation sind wir aber künftig auch in der Lage, Magentumore minimalinvasiv zu entfernen, mit nur fünf kleinen Schnitten, die gerade einmal so groß wie ein Fingernagel sind. Auch Lebermetastasen als Folge von Darmtumoren lassen sich damit robotisch sehr gut nachoperieren. Und in der spezialisierten Koloproktologie lässt sich das transanale OP-Spektrum erweitern. Wobei: Der OP-Roboter ist nur eine Therapieoption.
Stichwort Digitalisierung: Mit einer Virtual-Reality-Brille etwa sind in traoperative Navigationen möglich und OP-Planungen lassen sich über CT- und MRT-Bilder verfeinern. Auch hier werden wir uns auf den Weg machen und den Einsatz dieser Technik in den Fokus nehmen. Aus der Unfallchirurgie kennt man den Gebrauch schon, aber auch in der Viszeralchirurgie gerät die VR-Brille immer mehr in den Fokus, weil wir Operateure so auf Lageveränderungen flexibel reagieren können. Zum Beispiel wenn ich eine Leberkonfiguration so ändern muss, dass ich hinter der Leber an Metastasen herankomme. Hier kann ich alles mit der VR-Brille optimal ummodellieren.
Und: Die Aufklärung ist insbesondere für technikaffine Patienten deutlich leichter. Wo mündliche Erklärungen im Vorstellungsvermögen oft nicht ausreichen, da machen die Bilder einer VR-Brille alles viel verständlicher. Auch die Ausund Weiterbildung, der Teaching Effect gerade junger Mitarbeitender, ist ein positiver Aspekt, weil anatomische Besonderheiten sich so besser zeigen lassen. Ich bin froh, dass die Geschäftsleitung all diese Wege begeistert mitgeht. Schließlich ist all das, was wir uns vorgenommen haben, viel Arbeit.
Also gehen diese neuen Wege alle gerne mit?
Ich merke, dass alle unglaublich motiviert sind, aber ich weiß auch bereits bestehende Strukturen hier vor Ort zu schätzen - die Tagesabläufe beispielsweise wurden hier über Jahre etabliert und perfektioniert. Die Mischung macht's und so sind wir bestens für die Zukunft aufgestellt. www.kkrn.deIna
Ina Fischer
Kontakt:
■ Marien-Hospital Marl, Klinik für Chirurgie, Fachbereich Allgemein- und Viszeralchirurgie, Koloproktologie, Chefarzt Dr. med. Mark Banysch
Hervester Str. 57
45768 Marl
Tel.: 02365 911-33106
E-Mail: marl.chirurgie@kkrn.de