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Logopädie am Prosper-Hospital: SCHLUCKSTÖRUNGEN IM KLINISCHEN PROZESS

Im Prosper-Hospital arbeitet die Logopädie mit einem breit aufgestellten Team.

Silvia Ertelt musste der Kehlkopf entfernt werden. Schon vor der Operation wurde sie im Prosper-Hospital vom Team der Logopädie begleitet. Bis heute ist sie bei Christiane Frevel in Behandlung und trainiert erfolgreich das Sprechen. Fotos Prosper-Hospital

Schluckstörungen bedürfen einer geschulten Betreuung, um sie in den Griff zu bekommen.

Wenn das Essen beständig erschwert ist, sprechen Experten von einer Schluckstörung. Die kann mitunter gefährlicher sein, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Gerade bei Älteren drohen Mangelernährung und Flüssigkeitsverlust, aber auch Lungenentzündungen, wenn Speisen in die Atemwege geraten. Schluckstörungen sind auch im klinischen Prozess nicht selten und bedürfen einer geschulten Betreuung, um sie in den Griff zu bekommen. Am Stiftungsklinikum PROSELIS kümmert sich ein professionelles sechsköpfiges Team fachübergreifend mit diversen anderen Abteilungen um betroffene Patienten. Mit uns sprach Christiane Frevel, Leiterin der Logopädie, darüber.

Frau Frevel, ein Wort generell zur Aufgabe der Logopädie, die ja neben Schluckstörungen auch Stimm- Sprach- und Sprech- sowie Hörbeeinträchtigungen behandelt und ein sehr breit gefächertes Aufgabenspektrum hat: Wer kommt alles zu Ihnen?

Wir betreuen im klinischen Bereich Patienten in fast allen Fachabteilungen der beiden Häuser, vorrangig Patienten aus den Bereichen HNO, Geriatrie und der Intensivstation. Den Großteil im klinischen Bereich machen aber tatsächlich Patienten mit Schluck- und Sprachstörungen aus. Zusätzlich betreuen wir Patienten im Alter von 3 bis 99 Jahren in unserer logopädischen Ambulanz.

Das heißt konkret?

Wir sehen Patienten, die wegen einer Demenz kognitive Einschränkungen haben und schlicht vergessen, wie man Essen richtig verarbeitet, ebenso wie Patienten, die einen Tumor haben bzw. denen ein Tumor im Hals entfernt wurde. Wir sehen Patienten mit Gesichtslähmungen ebenso wie diejenigen, die auf unserer Intensivstation lange beatmet wurden. Diese Patienten haben in der Regel den Bereich zwischen Hals und Mund über längere Zeit nicht benutzt, so ist die Sensibilität und Funktion herabgesetzt. Sie haben diese Nutzung quasi verlernt. Das muss erst wieder erlernt werden. Und weil jedes Krankheitsbild anders ist, ist auch die jeweilige Behandlung individuell.

Sie müssen also erst einmal Diagnostik betreiben? Wie?

Wir suchen die Patienten auf ihrer jeweiligen Station auf und führen erst einmal eine klinische Schluckuntersuchung durch. Hier werden klinisch die körperlichen Gegebenheiten, Funktionen, die Sensibilität und die Abläufe des Schluckens und der beteiligten Bereiche überprüft. Zusätzlich wird, wenn möglich, ein Anamnesegespräch geführt. Bei Bedarf wird dann eine bildgebende fiberendoskopische Schluckuntersuchung (FEES) durchgeführt.

Worum handelt es sich bei der FEES-Untersuchung?

Bei der fiberendoskopischen Evaluation des Schluckaktes (FEES) wird ein kleines Endoskop durch den Nasengang in den Rachen geschoben. Das erlaubt uns einen Blick von oben auf den Kehlkopf. Wenn es die Gegebenheiten zulassen, können wir den Patienten verschiedene zu Kontrastzwecken speziell mit Lebensmittelfarbe eingefärbte Speisen zuführen und so feststellen, ob es Probleme beim Schlucken von Wasser oder Nahrung gibt. So können wir Schwierigkeiten feststellen, die man ohne eine Bildgebung nicht erkennen würde. Auf den diagnostischen Ergebnissen der Untersuchung aufbauend wird dann eine speziell auf den Patienten ausgerichtete Schlucktherapie und logopädische Kostformempfehlung festgelegt.

Schlucktherapie - was verbirgt sich dahinter?

Empfehlungen Wir beraten nicht nur über die Konsistenz des Essens und geben über das Anlegen einer Ernährungssonde, sondern Hauptziel unserer Therapie ist es, eine Lungenentzündung zu vermeiden und eine für den Patienten annehmbare natürliche Ernährung zu ermöglichen.

Was kann die logopädische Therapie leisten?

In erster Linie das Beüben von Kraft und Sensibilität. Gestörte oder verloren gegangene Fähigkeiten können durch ein individuell angepasstes Übungsprogramm wieder hergestellt und Schluckstörungen zum Beispiel durch Haltungsänderungen oder Hilfsmittel kompensiert werden. Wir geben Tipps zu speziellen Schlucktechniken, etwa den Kopf beim Schlucken nach unten zu senken, damit der Weg der Speise zur Speiseröhre kürzer wird. Eine andere Technik ist, die Zunge beim Schlucken zwischen den Zähnen zu halten, damit die Kontraktion der Rachenhinterwand stärker wird.

Neben der rein therapeutischen Komponente hat das Schlucktraining für die Betroffenen oft eine nicht zu unterschätzende Verbesserung der Lebensqualität zur Folge. Im besten Fall müssen sie nicht mehr über eine Sonde ernährt werden, sondern können Speisen und Getränke wieder richtig genießen. Daher geht es nicht nur um die rein therapeutische Übung, sondern auch um die psychosoziale Betreuung.

Aber es geht nicht immer nur bergauf bei Ihnen, oder?

Wir betreuen auch Patienten auf der Palliativstation, bei denen die Zielsetzung eine andere ist. Hier steht die Lebensqualität in den letzten Tagen Sterbender im Vordergrund. Auch wenn diese Patienten zum Teil nicht mehr schlucken können, können wir durch therapeutische und technische Unterstützung das Erlebnis des Essens ermöglichen. Wir können zum Beispiel mit Sprühsystemen arbeiten und Flüssigkeit zuführen, die nach Kaffee oder Tee schmeckt. Es gibt Aufschäumtechniken, bei denen nicht mehr als die Menge des natürlichen Speichels zugeführt wird. Dieser Schaum hat dann aber einen bestimmten Geschmack. Weiter ist eine therapeutische Mundpflege Grundlage unserer Arbeit im Bereich der Palliativstation. So können wir den Menschen in ihrer letzten Lebensphase zur Seite stehen.

Zusammenfassend zeigt sich so, dass die logopädische Arbeit in einer Klinik sehr breit gefächert ist und in unterschiedlichen Lebensphasen der Menschen Einfluss nehmen kann. Ina Fischer

Kontakt

Christiane Frevel, Leitung Logopädie, Tel. 02361/54-2357