„Gemeinsam stehen wir für mehr als für hervorragende Medizin.“
Seit Anfang Oktober hat die Frauenklinik des Stiftungsklinikum Proselis am Standort Prosper-Hospital in Recklinghausen eine neue Führungsstruktur: Mit Victoria Soos und Dr. Elzbieta Witt wird die Fachabteilung der Gynäkologie und Geburtshilfe in Zukunft von einer Doppelspitze geleitet. Sie übernehmen die Nachfolge von Dr. Matthias Losch. Mit dem neuen Chefärztinnen-Duo ist die Abteilung nun stark wie nie aufgestellt und hat eines im Blick: die optimale und individuelle Versorgung ihrer Patientinnen. Bauen können sie dabei auf ein starkes und fachlich versiertes Team aus Medizinern, Pflegekräften und Therapeuten, wie sie im Interview verrieten.
Frau Soos, Sie sind Expertin im Fachgebiet der Senologie, wo wird dabei an Ihrer neuen Wirkungsstätte Ihr Schwerpunkt liegen?
Den setzte ich insbesondere in der Weiterentwicklung des schon jetzt über die Grenzen der Region geschätzten, zertifizierten Brustzentrums. Ich freue mich, mit einer sehr guten Infrastruktur arbeiten zu dürfen. Die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachabteilungen, wie sie hier im Prosper-Hospital gelebt wird, ist ein wichtiger Bestandteil für eine optimale Versorgung unserer Brustkrebspatientinnen und ermöglicht eine präzise Diagnosestellung sowie eine individuelle Therapieempfehlung, und darauf freue ich mich.
Worauf zielen diese individuellen Therapieempfehlungen ab, wo liegt da Ihr Fokus, und was hat Sie Ihre Erfahrung gelehrt?
Brustkrebs wirft das Leben Betroffener völlig aus der Bahn. Wer nach der schockierenden Diagnose schrittweise versucht, Ordnung in seine Gedanken zu bringen, sieht einen steinigen Weg vor sich: Das Leben in die Hand nehmen, Kräfte mobilisieren, Zuversicht tanken, während man sich mit Therapieoptionen auseinandersetzen, Entscheidungen treffen, für Angehörige stark sein muss, das ist nicht immer leicht. Doch früh erkannt und leitliniengerecht behandelt, ist Brustkrebs häufig heilbar. Im Brustzentrum am Standort Prosper-Hospital setzen wir deshalb auf eine ganzheitlich abgerundete Behandlung. Das heißt: Neben der bestmöglichen medikamentösen Therapie und der hochprofessionellen Schulmedizin bei den notwendigen Eingriffen möchte ich den Patientinnen auch seelischen Halt geben: Exzellentes Operieren allein reicht nicht. Auch Selbstheilung spielt eine große Rolle.
Wie kann die Selbstheilung bei Brustkrebs gelingen, wie die Seele gesunden?
Betroffene Frauen können zum Beispiel etwas Kreatives schaffen und in einer Maltherapie Zugang zur inneren Welt finden. Bei Yoga etwa können sie ihre Seele energetisch reinigen, Hitzewallungen aufgrund der starken Medikamente überstehen, seelische Tiefs packen. Ähnliches gilt bei Pilates: Auch und gerade vor einer anstehenden Operation können Betroffene hier Kraft tanken. Wer lieber aktiv werden möchte, kann besuchen oder Schminkkurse sich bei netter Unterhaltung an der frischen Luft bewegen: Nordic Walking erhöhe nachweislich die Überlebensrate von Frauen mit Brustkrebs. Eine ausgewogene Ernährung wiederum kann das Risiko von Rezidiven senken. Die Seele kann auf viele verschiedene Arten gesunden, und wir helfen gerne auch dabei.
Kommen wir zu Ihnen, Frau Dr. Witt. Beschreiben Sie doch bitte einmal Ihren Werdegang.
Meine ärztliche Laufbahn hat mich dabei an verschiedene Orte auf dieser Welt gebracht: So habe ich zum Beispiel in einem großen Krankenhaus in Abu Dhabi gearbeitet. Aber auch Stationen in Polen oder China gehören zu meinem Werdegang. Heute sehe ich mich als Chefärztin der Gynäkologie vorrangig als Gyn-Operateurin und Endometriose-Spezialistin.
Erläutern Sie bitte diesen Schwerpunkt.
Ich bin im Bereich der gynäkologischen Operationen breit aufgestellt, habe mich aber im Laufe der Zeit zur Endometriose-Spezialistin entwickelt. Bei Endometriose findet sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Dies verursacht häufig Schmerzen im Unterleib. Ist diese Endometriose stark ausgeprägt, kann das für die betroffene Frau sehr belastend sein und auch die Fruchtbarkeit vermindern. Häufig hilft dann ein chirurgischer Eingriff. Und hier habe ich meinen Schwerpunkt: Seit knapp 15 Jahren besitze ich das Zertifikat - MIC III Operateur. Das ist die höchste Auszeichnung auf dem Gebiet der laparoskopischen und hysteroskopischen Chirurgie in der Gynäkologie.
Hand aufs Herz: Zwei so starke Frauen nebeneinander? Kann diese Doppelspitze, wirklich funktionieren, oder steht man sich da auch mal gegenseitig im Weg?
Überhaupt nicht! Teamarbeit steht für uns an erster Stelle, und wir freuen uns, in Zukunft mit unseren Expertinnen gemeinsam das gesamte Spektrum der Frauenheilkunde in Recklinghausen fachlich spitzenmäßig abdecken zu können. Übrigens haben Victoria Soos und ich bereits 14 Jahre im Laufe unserer medizinischen Karriere zusammengearbeitet. Schön, dass sich unsere Wege jetzt wieder treffen und wir im Prosper-Hospital ein starkes Team vorfinden, das in den vergangenen Monaten großen Zusammenhalt bewiesen hat. Und: Zur ganzheitlichen Versorgung unserer Patientinnen gehören insbesondere auch die niedergelassenen Ärzte. Hier werden wir die Zusammenarbeit noch enger als bisher gestalten. Auf diese vernetzte Zusammenarbeit freuen wir uns ganz besonders. Ina Fischer