Am St.-Laurentius-Stift in Waltrop arbeiten multiprofessionelle Teams, um Betroffene und Angehörige zu unterstützen.
Die Demenzwoche in Waltrop ist gerade erst vorbei - doch das, was Oberärztin Dr. Katrin Bennemann sowie Altentherapeutin Alexandra Köhler aus dem St.-Laurentius-Stift noch sehr lange nachhallen wird, ist die vehement geäußerte Angst vieler Senioren vor dieser Erkrankung. Im Kopf nicht mehr „klar“ zu sein, ist für viele das Schlimmste, das sie sich vorstellen können.
Demenz, das dürfte gemeinhin bekannt sein, ist nicht heilbar Aber am Waltroper Krankenhaus an der Hochstraße existiert ein ganz besonderes Konzept, mit dem Betroffenen und deren Angehörigen begegnet wird. Wobei: Nicht nur demente Patienten werden hier behandelt, sondern auch diejenigen, die nur kurzzeitig von einem sogenannten Delir, einem vorübergehender Verwirrtheitszustand, etwa als Folge einer Entzündung, einer Narkose oder eines Schlaganfalls betroffen sind.
Der Behandlungspfad beider Krankheitsbilder ist ähnlich und auf allen geriatrischen Stationen im St.-Laurentius-Stift möglich, wobei sich die 3a auf diese Patienten spezialisiert hat. Wer zur rund dreiwöchigen geriatrischen Komplexbehandlung hierher kommt, wird als Mensch in den Vordergrund gestellt. „Wir gehen individuell auf die Bedürfnisse der Patienten ein“ erläutert Bennemann das Konzept. „Wir holen jeden Einzelnen medizinisch, pflegerisch und therapeutisch auf dem Stand seiner individuellen Möglichkeiten ab.“ Zuerst erfolgten dazu eine gezielte Diagnostik mittels CT des Schädels, sowie weitere Testungen der kognitiven Funktionsfähigkeit, um auszuloten, wie der individuelle Gesundheitszustand ist, dann die medikamentöse Einstellung und die Abstimmung mit den Therapeuten über weitergehende Behandlungen. „Jeder Mensch ist anders. Der eine benötigt Ruhe, der andere möchte nicht alleine sein und braucht Beschäftigung. Wir fördern und unterstützen, wo es nur geht. Unruhe und Reizüberflutung werden von den Patienten möglichst ferngehalten.“ Eine gute Kontaktmöglichkeit böten die gemeinsamen Mahlzeiten im großen Tagesraum. In Gemeinschaft zu essen, könne dem sozialen Rückzug vorbeugen.
Am St.-Laurentius-Stift in Waltrop arbeiten multiprofessionelle Teams aus Ärzten, Pflegefachkräften, Logopäden, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Sozialarbeitern und Altentherapeuten in festen Gruppen zusammen. Sie kümmern sich wertschätzend um die Betroffenen, wobei jedes Teammitglied gleich wichtig ist und die Therapie Hand in Hand nach interner Absprache erfolgt. Zuerst wird in der Regel geschaut, wo die Ressourcen und Beeinträchtigungen der Betroffenen jeweils liegen, und zwar ganzheitlich.
Auf den noch vorhandenen Ressourcen, wird in der sogenannten Aktivierenden Therapeutischen Pflege in der Geriatrie (ATPG) aufgebaut. Die Pflegefachkräfte gehen auf die besonderen Bedürfnisse der Patienten ein. Sie vermitteln Sicherheit, Orientierung und unterstützen bei der Bewältigung der täglichen Aktivitäten wie Aufstehen, Waschen, Zähneputzen bis hin zum selbstständigen Einnehmen von Mahlzeiten. „Wir möchten, dass die Patienten so viel wie möglich selbstständig schaffen. Viele Handlungsabläufe, die man oft gemacht hat, können wieder reaktiviert werden“, so Köhler. „Dafür bieten wir ergotherapeutische, physiotherapeutische und logopädische Behandlungen an, die die Fein- und Grobmotorik, die Denkflexibilität sowie Kraft und Ausdauer fördern.“ Hinzu kommen tagesstrukturierende Aktivitäten wie gemeinsames Backen, wechselnde Kreativangebote und freitags das gemeinsame Singen. Schließlich ist das Waltroper St.-Laurentius-Stift das einzige Klinikum im Kreis, das als singendes Krankenhaus zertifiziert ist.
Neben der medizinischen, der therapeutischen und pflegerischen Hilfe sei ausschlaggebend, dass sich Patienten mit Demenz in den Räumlichkeiten möglichst einfach zurechtfinden. Ausgeklügelte Farbkonzepte und erwachsenengerechte Piktogramme bieten auf der Station 3a gute Orientierungshilfen.
Doch nicht nur die Patienten werden hier umsorgt. Die Mitarbeitenden im St.-Laurentius-Stift wissen, unter welchem Druck Angehörige oft stehen: „Sie verlieren einen Partner auf Augenhöhe. Das verändert das Verhältnis zueinander“, weiß Bennemann. Zur Unterstützung der Angehörigen, bietet das St.Laurentius-Stift spezielle Pflegekurse sowie das Angehörigen-Café an, zu dem Betroffene auch mitgebracht werden können. Räumlich voneinander getrennt wird dann Kaffee getrunken: während die einen sich die Sorgen von der Seele reden, genießen die anderen die aktivierenden Programme. Kurz, die geriatrische Komplexbehandlung am St. Laurentius-Stift ist eine runde Sache in einem unermüdlichen Bemühen gegen eine herausfordernde Krankheit. Für Dr. Katrin Bennemann und Altentherapeutin Alexandra Köhler ist es eine Herzensangelegenheit. Sie möchten das in keinem anderen Krankenhaus tun. Ina Fischer