Im August zieht es auch die Theaterfans nach draußen. Das Theater Marl hat aktuell seine Bühne für vier Tage Open-Air auf dem Theatervorplatz aufgebaut. Unter dem Namen „Sommertheater“ finden alle Kultur-Freundinnen und Freunde noch bis Sonntag (20. August) spannende, lustige und nachdenkliche Unterhaltung. Den Anfang machte am Donnerstag Rufus Beck mit den Walachowski-Schwestern mit seiner Version von Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Freitag nahmen die Zucchini Sistaz das Publikum mit ihrem Programm „Ein Tag am Meer“ mit auf eine Zeitreise in die 20er- bis 60er-Jahre.
Französischer Samstag
Das Kölner NN Theater bestreitet das Programm am heutigen Samstag, 19. August, mit zwei Produktionen. Am Nachmittag können Zuschauerinnen und Zuschauer dem leicht verrückten Käpt'n Nemo tief unter den Meeresspiegel folgen. Die Produktion „20.000 Meilen unter dem Meer“ zeigt die fantastische Weltreise Nemos mit seiner Nautilus. Mit an Bord: Zwei Schiffbrüchige, die er zufällig gerettet hat und die nun als Gäste "auf Lebenszeit“ zur Mitreise verdammt sind.
Das Publikum erlebt mitsamt unfreiwilligen Gäste-Geiseln eine märchenhaft gruselige Unterwasserwelt. Wer sich jetzt an Jules Verne erinnert fühlt, liegt richtig: Vernes fast gleichnamiger Roman "200.000 Meilen unter dem Meer“ stand für die Produktion ebenso Pate wie Shakespeares „Der Sturm“. Das NN Theater fügt den britischen Klassiker und den französischen Abenteuerroman zusammen und entwickelt daraus ein maritimes, abenteuerlich-apokalyptisches Ökomärchen mit Livemusik. Zu sehen in Marl heute Nachmittag ab 15 Uhr. Am Abend gehört die Bühne dann einem großen französischen Dramatiker: „Molière. Drama, Dreck und Don Juan“ heißt das Schauspiel mit Live-Musik, das auch Erfahrungen aus dem eigenen Tourneetheaterleben des NN Theaters aufnimmt.
Schauplatz ist das Frankreich des Absolutismus unter Sonnenkönig Ludwig XIV. Das „Illustre Théâtre“ von Molière und Madelaine Béjart reist durch die französische Provinz. Das Publikum liebt die Theaterleute und ihre Geschichten, aber die Einnahmen sind sehr begrenzt: Als Konsequenz der Stücke des streitbaren Molières, der sich als „spitzeste Feder Frankreichs“ vor allem mit der mächtigen Kirche anlegt, hagelt es Spielverbote.
Zudem steht der Dichter nicht nur auf der Bühne zwischen mehreren Frauen. Theatrale und reale Konflikte liefern enormen Sprengstoff für die Truppe. Dann kommt noch die Einladung an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Zensur, Prunk und Ruhm: Wird das Spiel mit dem Feuer am absolutistischen Hof gut gehen? Theater auf dem Theater der Leckerbissen für Schauspielfans wird ab 20 Uhr am heutigen Samstag aufgeführt.
Am Sonntagnachmittag ab 15 Uhr bringt das Kleinwelttheater für die jungen Zuschauerinnen und Zuschauer die Zeit, in der noch Könige herrschten, auf die Bühne. In „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ nach dem bekannten Märchen der Gebrüder Grimm spielen zwei Schauspieler 15 Rollen. Mit einfachen Mitteln sind Spielort- und Rollenwechsel in Sekunden möglich. Ein klassisches Klassenzimmerstück als Open-Air-Inszenierung. Vor allem die Grundschulkinder werden gebannt zuschauen und -hören, wie Martina und Thomas Hoeveler das Spiel der Guten und Bösen darstellen und dabei von Mut, Zuversicht, Glück und Unerschrockenheit erzählen.
Den krönenden Abschluss findet das Sommertheater-Wochenende ab 18 Uhr mit dem Konzert der Big Band des jungen Blasorchesters Marl (JBM). Die jungen Marler, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind, sorgen mit ihrem Sommerprogramm „You're One in a Melon“ für beswingte Atmosphäre. Ihr Best-Of-Programm bläst zum großen Sommerabend auf dem Theatervorplatz. Posaunen, Trompeten, Saxofone und eine groovende Rhythmusgruppe breiten den perfekten Klangtepppich für Tanzfreundinnen und Freunde aus. Natürlich kann aber die Musik auch einfach nur genossen werden.
www.theater-marl.de
Von Petra Zimmermann