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Skulpturenpark Marl: Auf Schritt und Tritt

Im Skulpturenpark Marl gibt es demnächst eine neue Klanginstallation - eines von vielen Highlights.

Ein frühes Beispiel für die Marler Sammlung ist Hans Arps „Ruhendes Blatt“, 1959. Es wurde jedoch kürzlich entwendet. FOTO ARCHIV

Traditionell hat die bildende Kunst in Marl einen hohen Stellenwert. Schon Mitte der 50er-Jahre wurde im Stadtrat der Beschluss gefasst, einen definierten Prozentsatz der Baukosten für Neubauten für Kunst zu verwenden.

Aktuell ist das Marler Rathaus eine Baustelle - 1960 allerdings, bei Beginn der Bauarbeiten der neu geplanten Marler Mitte, war es ein zeitgenössisches architektonisches Kunstwerk. In einer europäischen Ausschreibung hatten sich die niederländischen Architekten Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Berend Bakema durchgesetzt. Sie setzten unter den Sitzungs- und Bürgermeistertrakt einen gläsernen Ort der Kommunikation.

Damals war das Skulpturenmuseum noch lange nicht geplant; aber die Idee, Skulpturen international bedeutender Künstler anzukaufen, existierte bereits. Die erste Skulptur war 1960 „Der Stier“ von Vojin Bakić. Seit 63 Jahren steht der Koloss mit den zarten „Füßen“ im Marler Stadtteil Hüls. Er war der Startschuss für eine beeindruckende Sammlung bildender Kunst im öffentlichen Raum.

1982 schließlich wurde das Skulpturenmuseum Marl in dem Glaskasten im Marler Rathaus gegründet. Die bereits gesammelten Skulpturen der klassischen Moderne und der zeitgenössischen Kunst gingen in das Museum über. Hans Arp ist ebenso vertreten wie Alfred Hrdlicka, Auguste Rodin, Max Ernst oder Alberto Giacometti. Auch die zeitgenössische Kunst fand und findet ihren Platz, etwa mit Alexander Rüdiger Titz oder Mischa Kuball.

Weiterer Schwerpunkt der Museumsarbeit ist die Auseinandersetzung mit den Neuen Medien. Bereits 1984 wurde ein im Zwei-Jahres- Rhythmus vergebener Video-Kunstpreis ins Leben gerufen, 1998 dann ein zusätzlicher Video-Installationspreis. In den letzten Jahren wurden die Konzepte weiterentwickelt zum heutigen Marler Videokunst-Preis und dem European Soundart Award.

Auch in der Vermittlung geht das Museum digitale Wege. Per App gibt es eine interaktive Karte mit einem Überblick über die Skulpturen und Installationen. Wer möchte, bekommt mit dem „Audiowalk“ Infos und Geschichten zu ausgewählten Arbeiten über einen QR-Code.

Aktuell residiert das Museum im Übergangsquartier in Marl-Hüls auf dem Gelände der Martin-Luther-King-Gesamtschule. Der neue 66“ soll als laut Website Bau „Marschall Kulturzentrum bis Ende 2026 realisiert werden. Auch an neuem Ort bleibt der Fokus auf der bisherigen Transparenz mit viel Glas für Ein- und Ausblicke.

Neben der ständigen Sammlung und den Skulpturen im urbanen Raum, die die Marler Bürgerinnen und Bürger begleiten, bietet das Museum auch temporäre Ausstellungen an.

Die derzeitige Ausstellung „Textiles Areal“ mit Paulina Hoffmann, Stefan Roigk und Anna Virnich zeigt in drei Räumen die Auseinandersetzung der Künstlerinnen und Künstler mit dem Werkstoff Textil“. Die textilen Installationen hinterfragen Möglichkeiten und Grenzen des in der Kunstwelt immer wieder umstrittenen Materials und stehen für eine neue Begegnung mit textiler Kunst. Die Ausstellung ist täglich außer montags geöffnet, der Eintritt ist frei.

Die Kunststiftung NRW kooperiert mit dem Skulpturenmuseum Marl für den Kunstpreis der Kunststiftung NRW – Nam Juni Paik Award 2023. Ausgezeichnet wird ein herausragender ortsspezifischer Entwurf. Eine internationale Vorschlagsjury nominierte Künstlerinnen und Künstler und lud ein, einen Entwurf für den Skulpturenpark Marl zu erarbeiten. Der Gewinnerentwurf wurde ebenfalls von einer international besetzten Auswahljury gekürt: Camille Norments Klanginstallation bietet die „Möglichkeit einer immersiven Erfahrung durch eine Klanglandschaft aus polyphoner Stimmkomposition“ so die Website des Museums. Die öffentliche Preisverleihung findet am 27. August im Grimme-Institut in Marl statt. Ebenfalls ab Sonntag wird die Arbeit Camille Norments im Skulpturenpark präsentiert.

Das Museumsteam tut einiges, um die Skulpturen allen Interessierten zu vermitteln. Sonntags gibt es kostenlose öffentliche Führungen in der Marler Stadtmitte. Wer dabei sein möchte, ist um 11.30 Uhr am Creiler Platz am Carl Fredrik Reuterswärds „Non Violence“.

Eine Anmeldung per Mail an skulpturenmuseummarl@gmail.com oder telefonisch unter Tel. (02365) 99 22 57 ist dringend erforderlich.

Ebenfalls sonntags, aber um 15.30 Uhr finden thematische Führungen in Marl-Hüls statt. Treffpunkt ist das temporäre Museum. > Infos: Das Übergangsquartier an der Martin-Luther-King Schule in Marl-Hüls liegt an der Georg-Herwegh-Straße 63-67. Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 11-17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 11-18 Uhr. Der Eintritt in das Skulpturenmuseum ist ganzjährig frei. Weitere Infos unter: www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de

Von Petra Zimmermann